This is a German translation of this post of mine, “On Aging”. To read it in English go there.
von Mark Rosenfelder alias zompist
Originalfassung zuerst am 21. Februar 2020 gepostet
Aus dem Englischen übersetzt von Raphael Landeck
Dank der Launen des Schicksals sind viele meiner Freunde ungefähr zehn Jahre jünger als ich und viele meiner Leser (von zompist.com oder dem ZBB oder meinen Büchern) sind 20 oder mehr Jahre jünger.
Also dachte ich, dass einigen von euch vielleicht ein Blick nach vorne gefallen würde, bei dem ihr von jemandem, der nicht zu den eigenen Eltern gehört, hören könnt, wie es ist, im mittleren Alter zu sein (ich bin Ende 50). All das ist natürlich extrem subjektiv – es wird euch vielleicht nicht ganz genau so passieren. Aber ich denke, das meiste davon wird ziemlich allgemein verbreitet sein.
Es wird ab und zu etwas düster werden, aber das könnt ihr ab.
(Zitat aus „Can’t We Talk about Something More Pleasant?“ – „Können wir nicht über was Anderes reden?“ von Roz Chast:)
ETWAS, DAS IHR WISSEN SOLLTET:
Sobald man seinen körperlichen Höhepunkt überschritten hat – sagen wir mal, 25 – geht der Verfall allmählich voran. Jedes Jahr – außer wenn etwas „passiert“ – wird man etwas langsamer, etwas verschrumpelter, bis man 90 erreicht.
An dem Punkt fangen die Dinge an, sehr viel schneller auseinander zu fallen. Was der Grund ist, weshalb, wenn ich davon höre, dass Leute versuchen, herauszufinden, wie sie 120 werden können, ich sie fragen will:
SEIT IHR VOLLKOMMEN DURCHGEKNALLT?
(Zitat Ende)
Schmerzen und Unannehmlichkeiten
Ironischerweise bin ich wahrscheinlich körperlich fitter als ich es jemals gewesen bin. Ich bin von Natur aus eher träge und hasse Training, aber jetzt gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio. Ein Grund dafür ist, dass ich gebrechliche Eltern beobachtet habe (siehe unten).
Aber der andere Grund ist: nach einem bestimmten Punkt, 40 oder 45 oder 50, verliert man seine Unsterblichkeit. Sogar träge Nerds können durch die Zeit von 20 bis 30 gehen und dabei ihren Körper mehr oder weniger ignorieren, außer wenn es um Essen und Sex geht. Danach fängt man an, ungewollte Schmerzen zu kriegen, die nicht offensichtlich mit irgend etwas verknüpft sind, das man tut. Man kriegt vielleicht für eine Woche Rückenkrämpfe. Sich hinknien und wieder vom Boden aufstehen, das geht nicht mehr mühelos. Mit Lebensmitteln ein paar Treppen steigen fängt an, schwere Arbeit zu sein. Man kriegt vielleicht Probleme mit dem Ischias. Wenn man nicht trainiert, kann man sich, na ja, die ganze Zeit irgendwie mies fühlen.
Probleme mit dem Ischias sind, außer wenn man sie hat, ziemlich interessant. Sie sind eine Störung der sinnlichen Wahrnehmung. Man fühlt sich, als ob man einen brennenden Schmerz im Bein hat – es ist nur so, dass es überhaupt nichts im Bein ist; es ist ein entzündeter Nerv im Rücken. Er wird von der Wirbelsäule oder etwas anderem eingezwängt, und da es kein normaler Schmerz ist, wird keine Veränderung der Körperhaltung, nichts, das man mit seinem Bein machen kann, helfen. Es stellt sich heraus, dass die Heilung Training ist. Man muss bessere Bauchmuskulatur bekommen, um zu helfen, sich aufrecht zu halten.
Die gute Nachricht ist, dass man trainieren und fit werden kann. Das stimmt sogar in jedem Alter – ich habe ein Buch zum Thema Training gelesen, das Studien mit Menschen über 90 erwähnte. Man kann sogar dann noch Muskeln entwickeln. In meinem Alter ist es aber der Unterschied dazwischen, sich ziemlich gut zu fühlen (auch bekannt als „wie man sich mit 25 körperlich immer gefühlt hat“), und sich ausgelaugt zu fühlen.
Augen und Reflexe
Eine nicht gerade willkommene Tatsache ist, dass sich die Augen immer weiter verändern, und nicht zum Besseren. Ich bin kurzsichtig, was jahrzehntelang bedeutet hat, dass ich für Sachen, die nah vor mir waren, überhaupt keine Brille gebraucht habe, und normalerweise habe ich mit Sachen direkt vor mir zu tun. Vor ein paar Jahren bekam ich Probleme mit Büchern und Computern.
Bei Büchern stellte sich heraus, dass die Lösung war: „halte sie näher an die Augen“. Aber für Computer war sie „besorge dir eine besondere Brille“. Also habe ich jetzt zwei verschiedene Brillen; praktisch gesehen nutze ich eine innerhalb des Hauses (da ich meistens am Computer sitze) und eine außerhalb (größtenteils zum Autofahren). Ich wollte keine Bifokalbrille, weil ich meine Zeit am Computer nicht damit verbringen will, meine Nase runter zu sehen.
Wenn ihr viele Computerspiele spielt, fragt ihr euch vielleicht, wann gehen meine Reflexe kaputt? Nun, die gute Nachricht ist, ich habe noch keinen Verfall bemerkt. Ich habe nicht die Reflexe eines Teenager-Profis… aber die hatte ich auch nicht, als ich ein Teenager war. Ehrlicherweise denke ich, dass gute Fähigkeiten bei Computerspielen sehr viel mehr mit Übung als mit Naturtalenten zu tun haben. Ich bin kein guter Sniper – aber ich habe auch nicht Jahre darein gesteckt, das zu üben. Ich spiele jede Nacht Overwatch, und zumindest auf meinem Niveau ist es wichtiger, die Karten zu kennen, die eigene Spielfigur zu kennen, sich seiner Umgebung bewusst zu sein, zu kommunizieren, und Teamwork zu verstehen, als toll zielen zu können.
(Ich wünschte, ich könnte besser zielen. Auf der anderen Seite bin ich sehr viel besser darin als ich es vor 12 Jahren war, als ich angefangen habe, Shooter zu spielen. Außerdem haben Spiele erkennbar meine Hand-Augen-Koordination verbessert. Es passiert mir heute seltener, dass ich etwas fallen lasse als früher.)
Manchmal mache ich mir Sorgen um mein Gedächtnis. Aber die Beweislage ist immer noch unentschieden. Die Sache ist die, wenn man mit 25 etwas Dummes macht, denkt man sich nicht, „Oh nein, mein Gehirn verabschiedet sich“. Wenn man mit 55 etwas Dummes macht, kann man das denken. So weit ich es beurteilen kann, kann ich immer noch komplizierte Sachen lernen, was gut ist, weil ich mir damit meinen Lebensunterhalt verdiene.
Vielleicht mit all diesem verknüpft: Ich habe immer sorgfältige Arbeit mit vielen Wiederholungen gemocht: Karten erstellen oder komplizierte Zeichnungen zeichnen oder einen Text redigieren, bis er genau richtig war. Aber jetzt nicht mehr ganz so sehr. Als ich ein Teenager war, fing ich mit einem Atlas an, und kopierte im Wesentlichen einfach nur Karten von verschiedenen Teilen der Erde. Ich habe ihn nicht abgeschlossen, aber ich habe viele Karten gemacht. Ich würde jetzt nicht mehr die Geduld dafür haben. Oder die Augen, um es alles auf Papier zu machen, ohne zoomen zu können.
Eltern und Tod
Meine Großeltern väterlicherseits starben bei einem Autounfall, als ich ungefähr 12 war. Ich erinnere mich daran, wie mein Vater sagte, dass es ernüchternd war, plötzlich der Älteste in der Familie zu sein. Er hatte recht, das ist es, aber mir ist das erst wirklich klar geworden, als meine Eltern starben.
Es ist inzwischen bittersüß, mir mein Hochzeitsalbum anzusehen, weil so viele Leute tot sind. Meine Eltern, die meisten meiner Tanten und Onkel, unsere alte Familienfreundin Mrs. Lovell.
Meine Frau ist jetzt gerade in Peru und hilft bei ihrer extrem gebrechlichen (und extrem gemeinen) Mutter aus. Freunde von mir haben mit der selben Sache zu tun. Eltern werden krank, werden vielleicht dement, verlieren ihre Partner, und sterben am Ende.
Es ist also grundsätzlich so, dass man zwischen 40 und 60 anfängt, sich selbst etwas sterblich zu fühlen, aber man wird auch tief in die Probleme von Leuten zwischen 80 und 100 verwickelt. Man lernt viel über das normale Leben in diesem Alter, und man wird wahrscheinlich auch Sachen machen, von denen man – um es mal höflich auszudrücken – gehofft hatte, dass nur eine Krankenschwester oder Pflegekraft sie würde machen müssen.
Die Details werden natürlich verschieden sein. Der Vorgang kann davon abhängen, welche Krankheiten sie haben, wo sie leben, was für Persönlichkeiten sie haben, und wie viel Hilfe sie brauchen. Aber es wird sehr viel Angst und Sorgen in Anspruch nehmen, und (Spoiler-Warnung) am Ende werden sie nicht mehr da sein. Und es wird bei euch einen Eindruck hinterlassen. Ich denke jetzt, wo sie nicht mehr da sind, sehr viel mehr über meine Eltern nach, als ich das gemacht habe, während sie zwischen 80 und 90 waren.
In einem gewissen Sinn scheint der ganze Prozess darauf hin entworfen zu sein, bis zu dem Punkt auf uns einzuschlagen, an dem wir den Tod akzeptieren. Wenn man jung ist, scheint das Sterben so ziemlich das Schlimmste zu sein, das es jemals gegeben hat. (Ich kenne eine Frau, die kaum 30 ist und dabei ist, an Krebs zu sterben… es ist herzzerreißend, es fühlt sich einfach falsch an.) Aber der ganze Alterungsprozess, der Jahre dauert und uns an Orte bringt, zu denen wir lieber nicht gehen würden… gegen Ende des Ganzen kann man immer noch die Vorstellung hassen, den oder die Betreffenden zu verlieren, aber trotzdem das Ende der Schmerzen oder der Verluste oder der dementen Verwirrung, die er oder sie durchmacht, willkommen heißen.
Manchmal wird der Vorgang dafür sorgen, dass man Dinge zu schätzen weiß, die die eigenen Eltern gemacht haben. Zum Beispiel dachten meine voraus und zogen zwischen 70 und 80 in ein Haus, das nur aus einem Erdgeschoss bestand. Das war extrem schlau: Zu der Zeit, als sie gebrechlich waren und keine Treppen mehr steigen konnten, kannten sie ihr Haus sehr gut. (In ein neues Haus zu ziehen, wenn man alt und verwirrt ist, ist ein Alptraum.)
Oder auch das Gegenteil. Meine Eltern hatten nicht viel Interesse am Training. Wenn sie fit waren, waren sie aktiv, aber sie hatten einfach nicht das Konzept, zu trainieren, um Stärke und Ausdauer zu entwickeln. Meine Mutter war einmal in der Reha und hatte erstaunlich viel Erfolg: sie kam in einem Monat von einem Punkt, an dem sie fast bettlägerig war, zu einem Punkt, an dem sie die langen Korridore der Reha-Einrichtung mehrmals auf und ab gehen konnte. Aber sie hasste Training und weigerte sich, es später weiter zu machen. Ich will nicht so sein. Wenn es zu dem Punkt kommt, an dem ein Kilo zu viel zu tragen ist, will ich wirklich verdammt viel Training machen, damit ich nicht ganz so gebrechlich bin.
Offenheit gegenüber Erfahrungen
Eine Sache, die ihr euch vielleicht fragt: wird man konservativer, wenn man älter wird? Kommt man dazu, die jungen Leute und ihre Musik zu hassen?
Viel hängt davon ab, ob man Kinder hat. Bis dahin stellt man sich normalerweise automatisch auf die Seite des Kindes in jeder Debatte – man geht davon aus, dass Autoritäten immer Unrecht haben und das Menschen mehr Unabhängigkeit haben sollten und machen können sollten, was sie mögen. Ein paar Jahre, in denen man sich um Babys kümmert, ihre Pos abwischt, dafür sorgt, dass sie sich nicht mit ihren Fingernägeln verletzen oder ihre Finger in Steckdosen stecken, neigen dazu, das zu verändern. Plötzlich fängt Gehorsam an, wie eine Tugend zu wirken, und etwas Ruhe und Frieden zu finden, wirkt wie ein legitimes und schwer zu erreichendes Ziel.
Ich werde also mit meinen Eltern anfangen, die eindeutig Kinder hatten. Beide wurden in den 1920er Jahren geboren. Sie wurden nicht konservativer; im Allgemeinen trat sogar das Gegenteil ein. Mein Vater war immer ein Linksliberaler. Meine Mutter war das nicht gerade, und hatte Schwierigkeiten damit, neue Sachen wie, zum Beispiel, die 1960er Jahre zu akzeptieren. Sie sagten früher immer, dass ihre Wählerstimmen sich gegenseitig ausglichen, aber in ihren späteren Jahren mochte sie nicht, was aus der Republikanischen Partei geworden war. (Auf der Grundlage von Berichten anderer Leute würde ich aber sagen: Um Gottes Willen, lasst eure Eltern nicht Fox News sehen oder sich Talk-Radio anhören.)
Ich habe keine Kinder, und ich habe mich eindeutig im Laufe der Jahrzehnte immer und immer weiter nach links bewegt. Ich bin durch eine christliche Phase gegangen, in der ich „Linksliberaler“ als Beleidigung benutzte (obwohl ich nie ein Fundamentalist oder ein Republikaner war). Mir wurde Linksliberalismus wichtiger, als sich das Land in den 90ern nach rechts bewegte. Und die Wirtschaftskrise hat mich genauso getroffen wie die Jugend – sie machte das Leben sehr viel unsicherer und enthüllte, dass die Plutokratie direkt dystopisch wurde. Also ist es jetzt so, dass, wenn das Land entscheiden sollte, dass es etwas demokratischen Sozialismus will, ich dem gegenüber offen wäre. Es gibt immer noch einige Leute auf der extremen Linken, die mich abstoßen, aber ich mag zum Beispiel Alexandria Ocasio-Cortez wirklich gerne.
Was neue Musik, Bücher, Comics und so weiter angeht… nun, es gibt zwei entgegengesetzte Faktoren. Erstens wird man irgendwann entdecken, was man mag, und damit zufrieden sein. Als ich 20 war, machte ich manchmal Listen von Großer Literatur, die ich lesen sollte. Ich habe aufgehört, mir Sorgen um Große Literatur zu machen – inzwischen ist klar, dass ich das Meiste davon nie lesen werde. (Was sich als etwas Gutes herausstellt, da das Meiste davon jetzt vollkommen aus der Mode gekommen ist.)
Und ja, Leute werden Musik machen, die man nicht wirklich kapiert. Das ist ok, obwohl man auch akzeptieren sollte, dass „das ist nichts für mich“ nicht dasselbe ist wie „das ist schlecht“.
Außerdem kann die Popkultur extrem wichtig sein, wenn man ein Teenager oder zwischen 20 und 30 ist, und es ist unwahrscheinlich, dass dieses Gefühl weiter bestehen bleibt. Es ist wie erste Liebe, die man per definitionem nicht nochmal haben kann.
Zweitens kann man absolut Freude an neuen Sachen haben. Es ist eine Entscheidung. Man macht einfach damit weiter, Sachen auszuprobieren, und sagt niemals „es gibt keine gute Musik mehr“. Ich bin keinesfalls ein Musik-Geek, aber ich kann leicht einen Haufen Musiker nennen, die ich mag, und die das meiste von ihrer Arbeit seit 2000 gemacht haben: The Naked and Famous, Ladytron, Arcade Fire, Janelle Monáe, Tegan & Sara, Mika, Anaxaton6, La Femme, Angelique Kidjo, McBess, King Gizzard and the Lizard Wizard, Gorillaz, Fiona Apple, Postmodern Jukebox, The Chemical Brothers. Plus einen Haufen One-Hit-Wonder-Songs, größtenteils von jwz’s Mixtapes.
(Was Anaxaton6 angeht, Barry Andrews ist ein alter Furz, aber das ist das Projekt, bei dem er etwas von seinem neuen experimentellen Kram macht.)
Zum Thema Comics – das goldene Zeitalter der Comics ist genau jetzt, geht raus und freut euch darüber.
Als Teenager traf ich eine Frau, die zwischen 60 und 70 Esperanto lernte. Sie brauchte ziemlich lange, aber sie machte es. Ich schwor mir damals, dass ich eine neue Sprache lernen würde, wenn ich 60 sein würde (was, oh Mann, ziemlich bald der Fall sein wird). Und wie sich herausstellt, habe ich in letzter Zeit ziemlich viel Akkadisch und biblisches Hebräisch gelernt.
Das erinnert mich an eine weitere Veränderung. Es mag nur bei mir so sein, ich weiß nicht. Aber aus irgendeinem Grund gefällt mir absurder, etwas alberner Humor nicht mehr so sehr wie früher. Es war mal, ihr wisst schon, mein Ding; ich konnte wie jeder Nerd Monty Python zitieren und liebte Pogo und Sam & Max und Bugs Bunny und MST3K und SpinnWebe und Mad und Woody Allen und die Marx Brothers und sehr viel ähnlichen Kram. Ich hasse diese Dinge nicht, und mir gefällt manchmal etwas neues in der selben Richtung, wie Ryan North’s Squirrel Girl. Aber wenn ich in die Bibliothek gehe, komme ich normalerweise mit Sachbüchern zurück, oder klassischer Literatur aus anderen Kulturen (wie Jin Ping Mei). Na ja, das und Comics, aber sogar da ist es so dass, wenn ich etwas mehrmals lese, es weniger häufig Mad ist und häufiger etwas wie Planetary oder Schuiten & Peeters. Ich verstehe das nicht ganz, und es ist nicht als Werturteil gemeint. Ich habe den Verdacht, dass absurdistischer Humor sich gut damit verträgt, ein schlauer junger Geek zu sein. Als ein älterer Geek habe ich weniger Interesse daran, mich über die Welt lustig zu machen, und mehr daran, (zum Beispiel) zu sehen, was im Schāhnāme steht.
Ich habe vor Kurzem einen Text von einer Frau gelesen, die zwischen 50 und 60 wieder auf dem Beziehungsmarkt gelandet ist. Eine der ersten Sachen, die sie gemacht hat, war es, bewusst ihre Gefühle über das Aussehen älterer Leute anzupassen. Sie lernte es im wesentlichen, Leute zwischen 50 und 60 attraktiv zu finden. Ich bin zum Glück nicht auf dem Beziehungsmarkt, aber ich hoffe, dass, wenn ich es wäre, ich sie nachahmen könnte, denn das ist extrem schlau und es scheint für viele Männer schwer zu sein. Wenige Dinge sind erbärmlicher als ein Mann im mittleren Alter, der von Frauen zwischen 20 und 30 besessen ist. (Nach dem, was ich gehört habe, ging es in ziemlich viel von der Großen Literatur der Mitte des 20. Jahrhunderts darum.)
Ein Gedanke zum Abschluss: Wenn wir durch das Leben gehen, entwickeln wir uns sozusagen durch das grammatische Zeitsystem. Ein Beispiel: Wenn man 18 ist, heißt „Ich bin Schriftsteller“, dass man vorhat, Bücher zu schreiben. Wenn man 58 ist, heißt es, dass man Bücher schreibt. Wenn man 88 ist, heißt es, dass man Bücher geschrieben hat.
Das ist nicht unbedingt tiefsinnig, aber eine der Schlussfolgerungen ist, dass, genauso, wie man nicht mehr länger unsterblich ist, man auch entdeckt, dass man nicht mehr länger unendlich ist. Es ist etwas ernüchternd, daran zu denken, dass ich fast mit Sicherheit mehr als die Hälfte der Bücher gelesen habe, die ich jemals lesen werde. Trotzdem könnte ich bestimmt noch eine epische Trilogie schreiben. Die echte Lektion hier ist es, es nicht wie Robert Jordan zu machen, und anzufangen, eine Serie zu schreiben, bei der man dann stirbt, bevor man sie fertig geschrieben hat.